NSU: Beate Zschäpe, eine ordentliche Deutsche

Keine Analyse, sondern eine Kolumne. Ausnahmsweise einmal.

Seit der Verhaftung von Beate Zschäpe im November 2011 habe ich das unangenehme Erlebnis, immer wieder auf der Straße Frauen zu begegnen, die ihr ähnlich sehen. Selbst am Badesee ist sie mir schon quergelaufen. Was macht denn die Zschäpe hier, denke ich für einen Moment entsetzt, haben sie die im Lebensborn geklont? Wie es scheint, bin ich nicht der einzige, der sie an Orten sieht, an denen sie nicht sein kann. Die Polizei hat sicher schon ganze Aktenordner voll mit skurrilen Meldungen über NSU-Sichtungen. Es ist nicht zu leugnen: Beate Zschäpe ist eine moderne Deutsche. Weiterlesen

NSU: Schüsse im Wohnmobil

Der Tod von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Eisenach am 4. November 2011 wirft nach wie vor Fragen auf und beschäftigt die Fantasie so mancher Medienschaffenden. Aber stellen sie auch die richtigen Fragen? Wir dürfen gespannt sein, was uns der „Nachrichtensender“ N24 heute anbietet. Der Sender, dessen „Nachrichten“ normalerweise bevorzugt aus Berichten über die tollsten Autos, Kriege und Naturkatastrophen besteht – der mithin als Kernpublikum offenbar pubertierende Jünglinge ansieht – hat angekündigt, in „Der NSU – Eine Spurensuche“ seriöse Zweifel an offiziellen Ermittlungsergebnissen mitzuteilen. Schon in der N24-Vorabmeldung wird das ausgebrannte NSU-Wohnmobil fälschlich in Zwickau verortet statt in Eisenach – kein vielversprechender Anfang. Weiterlesen

NSU: „Fall Temme“ und die Kasseler Verkehrswege

Im NSU-Prozess hat die Nebenklage am 22. Oktober 2013 noch einmal den Verdacht bekräftigt, der ehemalige Verfassungsschutz-Beamte Temme könne doch mit dem NSU in Verbindung gestanden haben. Ihr Beweisantrag zielt darauf ab, die Ermittlungsakten zum Fall Temme in die Hauptverhandlung einzuführen und so weitere Nachforschungen in dieser Richtung zu ermöglichen. Weiterlesen

Im Westen nichts Neues: Bommeleeër-Prozess und Herr Kramer in Luxemburg

Im Mai schrieb ich bereits einmal über den Bommeleeër-Prozess, in dem immer wieder die mögliche Verwicklung von Geheimdiensten in die Bombenanschläge der 1980er Jahre in Luxemburg thematisiert wird. Die Aussagen des deutschen Zeugen Kramer führten zu einiger Aufregung hierzulande, da er – nach meiner Ansicht völlig unglaubwürdig – behauptete, sein verstorbener Vater sei als BND- und Stay-Behind-Agent in die Attentate von München und Bologna 1980 verwickelt gewesen. Was hat sich nun seit dem großen Auftritt im April 2013 getan? Weiterlesen

Oktoberfest-Attentat 1980 Teil 2: War Gundolf Köhler ein Neonazi?

33 Jahre nach dem Oktoberfestattentat sind die Hintergründe des mutmaßlichen Täters noch immer ungeklärt

Am 26. September 2013 jährt sich zum 33. Mal der schwerste Bombenanschlag in der Geschichte der Bundesrepublik: Das Oktoberfestattentat von München 1980, das 13 Tote und über 200 teils schwer Verletzte forderte. Obwohl der Anschlag bis heute nur in Ansätzen aufgeklärt ist, hat sich bei Linken und in den meisten Medien eine historische Lesart durchgesetzt, die von einem rechtsradikalen Anschlag bzw. Neonazis als Tätern ausgeht. Allerdings stützt sich diese Sichtweise stärker auf politische Vermutungen zum möglichen Tatmotiv als auf tatsächliche Anhaltspunkte. Insbesondere gegen die oft mit dem Anschlag in Verbindung gebrachte Wehrsportgruppe Hoffmann gibt es fast keine belastbaren Hinweise.1 Von zentraler Bedeutung ist die Beurteilung des wahrscheinlichen Bombenlegers Gundolf Köhler, der bei der Explosion ums Leben kam. War Köhler ein fanatischer Neonazi? War er ein Mitläufer, wurde er manipuliert, war er halb Täter, halb Opfer, oder noch weniger? Die Antwort hierauf ist nicht so eindeutig wie es meistens dargestellt wird. Weiterlesen

NSU: Die Temme-Verschwörung, gesundgeschrumpft

Meine zumeist recht kritischen Kommentare zur Behandlung des NSU-Falles haben vor allem zwei Gründe. Der eine wird in dem Kommentar „Dunkle Mächte“ dargelegt, der andere ist praktischerer Natur: Indem viel Energie darauf verwendet wird, kalten oder fragwürdigen Spuren nachzugehen, werden andere vernachlässigt, die mir wichtiger erscheinen. Dazu gehört die Frage, wer genau die Personen in der rechten Szene waren, die den NSU konkret unterstützten und wer diejenigen sind, die in seine Fußstapfen treten könnten. Denn so schlimm die Morde des NSU waren, scheint mir doch eine ganz zentrale Frage zu sein, wie sich die im Zuge des Skandals hochquellenden Informationen nutzen lassen, um eine Wiederholung zu verhindern. Dass es naiv wäre, sich dabei auf staatliche Behörden zu verlassen, darüber sind Skeptiker wie ich wohl einig mit denen, die nach Verschwörungen suchen.

Ein „Flagschiff“ in der Diskussion um Unstimmigkeiten und mögliche Verschwörungen rund um den NSU ist der Fall Temme, also die mögliche Verwicklung eines Beamten des hessischen Verfassungsschutzes (HLfV) oder gar des Amtes selbst in den Mord an Halit Yozgat am 6.4.2006 in Kassel. Ich will diesen Fall deshalb hier exemplarisch genauer untersuchen. Weiterlesen