Rezension: „Die Partisanen der NATO“

Gründlich, glaubwürdig, gut belegt (mit einer Ausnahme)2015 _Partisanen der NATO

Mit Spannung erwartet, ist es nun endlich da: Das erste Buch über die deutsche Stay-Behind-Organisation (SBO) – zehn Jahre nach Daniele Gansers zwiespältiger Grundlagenarbeit „NATO’s Secret Armies”. Die gelockerte Geheimhaltungspolitik des BND und insbesondere die Veröffentlichungen der US-amerikanischen CIA haben es aber auch erst jetzt möglich gemacht, Details zu recherchieren und vor allem zu überprüfen. In den fünfundzwanzig Jahren seit dem Auffliegen der SBO haben in Deutschland sowohl die ehemals Beteiligten als auch die Bundesregierung zum Thema ziemlich einhellig geschwiegen oder nur kleine Infohäppchen zum Zweck der Bagatellisierung verteilt. Das hat auf der anderen Seite zu einem wüsten Dickicht an Spekulationen und Behauptungen in verschiedenen Medien gesorgt, bis hin zu Theorien in der Chemtrail-Landesliga, wonach dämonische SBO-Reste bis zum heutigen Tag in allerlei NSA-/NSU-Skandale verstrickt seien. Weiterlesen

Oktoberfest-Attentat 1980: Bewegung!?

Wer sich mit dem Thema Oktoberfestattentat beschäftigt, wird interessiert die Nachrichten der vergangenen Monate verfolgt haben, insbesondere den zusammenfassenden Bericht über neue Spuren bzw. Zeugen und Zeuginnen des Bayerischen Rundfunks am 4. Februar 2015.
Anhand des Fernsehberichtes lässt sich die Glaubwürdigkeit der Indizien nur schwer beurteilen, zumal sie in der journalistischen Verkürzung vielleicht eindeutiger präsentiert werden als sie wirklich sind. Aus der Distanz des kritischen Amateurdetektivs will ich daher nur ein paar vorsichtige Anmerkungen riskieren.
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Karl-Heinz Hoffmann: Artikel im Antifaschistischen Info-Blatt (AIB)

Der folgende Text von mir erschien leicht gekürzt im AIB 105 / Winter 2014

Die Umtriebe des Karl-Heinz Hoffmann

Was, den gibt es immer noch? Die Älteren werden sich erinnern: Karl-Heinz Hoffmann war in den 1970er Jahren „Chef“ der Wehrsportgruppe Hoffmann, der größten rechtsradikalen Wehrsportgruppe in der damaligen Bundesrepublik. Die überwiegend aus jungen Neonazis bestehende Gruppe probte den Ernstfall rund um Nürnberg, bis sie Anfang 1980 vom Bundesinnenministerium verboten wurde. Nebenbei trat die WSG als Saalschutz bei Neonazi-Veranstaltungen auf, und Hoffmann versuchte sich als Führergestalt im rechten Lager, ohne dabei jedoch über seine angestammte Rolle als exzentrischer WSG-Chef hinaus zu kommen. Nach dem Verbot gründete Hoffmann in einem PLO-Lager im Libanon eine neue Kampfgruppe, die aber nach wenigen Monaten im Desaster, interner Folter und Mord endete. Hoffmann wurde 1981 verhaftet und umfangreich angeklagt, wobei ihm der schwerwiegendste Vorwurf nicht nachzuweisen war: Der antisemitische Mord an Shlomo Levin und Frieda Poeschke in Erlangen Ende 1980, begangen höchstwahrscheinlich von Hoffmanns WSG-Offizier Uwe Behrendt, der sich 1981 in Beirut erschoss. Ob Behrendt den Mord auf Hoffmanns Anweisung beging oder Gewaltfantasien seines Chefs selbstständig in die Tat umsetzte, blieb ungeklärt.

Über Hoffmann schwebt bis heute der Verdacht, er bzw. seine WSG sei in das Oktoberfest-Attentat in München am 26. September 1980 verwickelt gewesen1. Weiterlesen

Heinz Lembke, 1981: „Werwolf” oder „Gladiator”?

Ich beschäftige mich in drei Teilen mit Heinz Lembke, den 1981 bei ihm entdeckten Waffendepots und dem möglichen Zusammenhang mit der geheimen Stay-Behind-Organisation der NATO-Staaten: Wer war Heinz Lembke? Was machte er in den 1970er Jahren in der Lüneburger Heide, wie und warum entstanden seine Depots? Was ist die Geschichte der Stay-Behind-Organisation (SBO) in der Bundesrepublik, und gibt es eine Verbindung zwischen Lembke und der SBO? Weiterlesen

Oktoberfest-Attentat 1980: Artikel im Apabiz-Monitor

Ein Artikel von mir ist im „Monitor“ (Rundbrief des apabiz) Nr. 63 erschienen. Einleitung:

Mythos München: Bei einem Bombenanschlag auf das Münchner Oktoberfest im Jahr 1980 starben 13 Menschen, über 200 wurden verletzt. Der Bombenleger hatte zumindest zeitweise einer Neonazigruppe nahe gestanden. Viel mehr ist bis heute nicht bekannt. Für viele BRD-Linke war das ausreichend, um einen weiteren Beleg für eine »Faschisierung« des Staates zu sehen. Ein skeptischer Blick zurück auf die Münchner Melange aus Indizienketten, analytischen Fehldeutungen, auf Geheimdienste und linke Geschichtsmythen.

Filmbesprechung: Der blinde Fleck

Der Spielfilm „Der blinde Fleck“ von Daniel Harrich setzt den schlimmsten Terroranschlag der bundesdeutschen Geschichte auf die Tagesordnung, den Anschlag auf das Münchener Oktoberfest am 26. September 1980.

Als jemand, der sich gründlich mit dem Oktoberfestanschlag beschäftigt hat, habe ich dem Film mit Hoffnungen und Sorgen entgegengesehen. Hoffnung, weil durch das verstärkte öffentliche Interesse Bewegung in den rätselhaften Fall kommen könnte; Sorge, weil das Thema so komplex ist, dass es mir fast unmöglich schien, daraus einen stimmigen Film zu machen. Sowohl Hoffnung als auch Sorge scheinen berechtigt gewesen zu sein. Weiterlesen