Zwischenruf: Verschwörungstheorien sind Glaube ohne Kirche

Foto: Führer gesuchtDie seit ein paar Jahren durch die Essays und Artikel getriebene Frage, woher der moderne Hang zu Verschwörungstheorien komme, wird zu oft formal und oberflächlich beantwortet: Soziale Medien, Facebook, Rechtsruck, Polarisierung der Gesellschaft, das sind Symptome, nicht Gründe. In letzter Zeit gibt es einige gute Ansätze, hinter diese Fassaden zu schauen (siehe z. B. den immer besser werdenden Sascha Lobo bei SPON). Das Problem ähnelt der alten Frage, ob Werbung (lies: Facebook) uns manipuliert und unsere Bedürfnisse erst weckt, oder ob sie sich die bereits vorhandenen Bedürfnisse zu Nutze macht und ausbeutet.

Ich glaube, es braucht gar nicht so viele Worte, um das Phänomen zu erklären. Es handelt sich einfach um die Rückkehr der Religion in unsere säkularisierte moderne westliche Welt. Weiterlesen

„Day 911“ vs. „Antiglobalisierungbewegung“

Über die Folgen der Attentate vom 11.September

Die Neigung der deutschen Linken, angesichts dramatischer Ereignisse in Bekenntniszwang und Erklärungskonkurrenz zu verfallen, wird durch den 11.September und seine Folgen gnadenlos gefüttert. Ich hoffe, dieser Falle einigermaßen entgehen zu können, und beziehe mich deswegen auch nicht auf die Texte anderer, von denen ich selbstverständlich zahlreiche gelesen habe.

Erwärmung

Es liegt in der Logik der Situation, daß nicht einfach frei von der Leber weg diskutiert wird, sondern der Versuch einer Verständigung über die Basis der Diskussion und der Diskutierenden am Anfang steht. Denn nicht nur das Ereignis selbst, auch seine möglichen Folgen haben sowohl emotional als auch praktisch eine gewaltige Dimension. Insofern kann ich verstehen, daß viele – auch Linke – das Bedürfnis haben, an erster Stelle ihre Gefühle auszudrücken (in den meisten Fällen: Schock und Entsetzen) und gleich danach von anderen einfordern, dasselbe Bekenntnis abzulegen. Weiterlesen