NSU: Zschäpes Aussage – Der Berg kreißte und gebar eine Diddlmaus

Kurz nach der Einlassung von Beate Zschäpe im NSU-Prozess am 09.12.2015 lassen sich ein paar kurze Takte zur ersten Einschätzung sagen. Der gesamte Text der Einlassung ist übrigens unter anderem hier nachzulesen.

Zur juristischen Bewertung der Aussage und den möglichen Folgen für den Prozess soll hier nicht groß spekuliert werden, da gibt es andere, bessere Quellen. Doch die offensichtliche und bereits vielfach konstatierte Schwäche der Aussage lässt sich auch in Hinblick auf die Beurteilung des NSU-Komplexes insgesamt interpretieren. Weiterlesen

In eigener Sache: Entschwörungstheorie

Dass ich mit meinen Beiträgen zum Thema NSU und Oktoberfestanschlag Aufmerksamkeit und sogar Beifall von unerwünschter – d. h. politisch rechter – Seite bekommen könnte, war mir stets klar. Normalerweise würde ich das nicht weiter beachten, schon gar nicht wenn es aus der verschwörungstheoretischen Ecke kommt.
Da jetzt aber innerhalb kurzer Zeit erst der notorische Karl-Heinz Hoffmann1 und dann recht umfangreich die umtriebigen „NSU-Leaker” um Christian R. alias „fatalist” sich mit meinen Analysen befasst haben, sehe ich mich herausgefordert, deren Desinformation ein kurzes Contra zu geben. Weiterlesen

Zwei Kurzrezensionen: „Heimatschutz“ und „Geheimsache NSU“

Die Kritik an den populären Verschwörungstheorien rund um den NSU, die ich seit 2012 hier auf meiner (eher wenig gelesenen) Webseite und in analyse&kritik veröffentliche – zum Beispiel hier – hat sich leider als weitgehend wirkungslos erwiesen, wie mir scheint. Das Gefühl von „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass…“ ist mächtiger: Es lässt die Leute nicht etwa an der eigenen Vorstellungskraft zweifeln, sondern an den Informationen, die nicht zu ihrer Vorstellung passen.
Deshalb habe ich in letzter Zeit nicht mehr so viel meiner Freizeit für Recherchen geopfert.

Zwei Bücher zum Thema, die kürzlich erschienen sind, sind aber eine kurze Erwähnung wert: Zum einen „Heimatschutz“ von Stefan Aust und Dirk Laabs, zum anderen „Geheimsache NSU“, herausgegeben von Andreas Förster.
Die Bücher stehen auch stellvertretend für zwei verschiedene Perspektiven auf den Fall NSU. Während „Heimatschutz“ einen im großen und ganzen aufgeklärten Fall mit zahlreichen Unstimmigkeiten und unbeantworteten Fragen nachzeichnet, präsentiert „Geheimsache NSU“ eine unaufgeklärte, von planvoller Vertuschung gezeichnete Geschichte. Weiterlesen

Braune Scheine: Die Finanzen des NSU

Die ungefähre Geschichte der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) von 1998 bis 2011 ist schon in zahlreichen Veröffentlichungen nachgezeichnet worden. Relativ wenig beachtet wurde dabei bisher die Frage der finanziellen Verhältnisse.

Die Ermittlungsbehörden interessierten sich für die Finanzen des NSU vor allem unter dem Aspekt, ob dadurch weitere Personen als UnterstützerInnen des NSU erkennbar würden: Etwa durch Geldspenden an das Trio, oder weil anhand von Kontoverbindungen Mitwisserschaft anzunehmen sein könnte. Diese Finanzermittlungen waren umfangreich, aber nicht sehr ergiebig. Sie belasteten zwar einige wenige Personen aus dem engsten Umfeld des Trios, brachten aber darüber hinaus keine neuen Spuren. Nachdem das BKA zu dem Ergebnis kam, dass der NSU von dem bei Überfällen erbeuteten Geld leben konnte, also keine finanzielle Hilfe von außen benötigte, wurde hier offenbar nicht weiter nachgeforscht.1

Aus antifaschistischer Sicht ist aber auch die umgekehrte Frage interessant: Was haben die NSU-Mitglieder mit dem Geld gemacht? Haben sie etwa durch Geldspenden eine materiell bedeutsame Rolle in der Neonazi-Szene gespielt? Dazu will ich im folgenden ein paar Überlegungen und spekulative Berechnungen anstellen, die – das sei vorweggenommen – zuletzt zu dem Ergebnis führen werden, dass das sehr wahrscheinlich nicht der Fall war. Weiterlesen

NSU: Beate Zschäpe, eine ordentliche Deutsche

Keine Analyse, sondern eine Kolumne. Ausnahmsweise einmal.

Seit der Verhaftung von Beate Zschäpe im November 2011 habe ich das unangenehme Erlebnis, immer wieder auf der Straße Frauen zu begegnen, die ihr ähnlich sehen. Selbst am Badesee ist sie mir schon quergelaufen. Was macht denn die Zschäpe hier, denke ich für einen Moment entsetzt, haben sie die im Lebensborn geklont? Wie es scheint, bin ich nicht der einzige, der sie an Orten sieht, an denen sie nicht sein kann. Die Polizei hat sicher schon ganze Aktenordner voll mit skurrilen Meldungen über NSU-Sichtungen. Es ist nicht zu leugnen: Beate Zschäpe ist eine moderne Deutsche. Weiterlesen