Zwei Kurzrezensionen: „Heimatschutz“ und „Geheimsache NSU“

Die Kritik an den populären Verschwörungstheorien rund um den NSU, die ich seit 2012 hier auf meiner (eher wenig gelesenen) Webseite und in analyse&kritik veröffentliche – zum Beispiel hier – hat sich leider als weitgehend wirkungslos erwiesen, wie mir scheint. Das Gefühl von „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass…“ ist mächtiger: Es lässt die Leute nicht etwa an der eigenen Vorstellungskraft zweifeln, sondern an den Informationen, die nicht zu ihrer Vorstellung passen.
Deshalb habe ich in letzter Zeit nicht mehr so viel meiner Freizeit für Recherchen geopfert.

Zwei Bücher zum Thema, die kürzlich erschienen sind, sind aber eine kurze Erwähnung wert: Zum einen „Heimatschutz“ von Stefan Aust und Dirk Laabs, zum anderen „Geheimsache NSU“, herausgegeben von Andreas Förster.
Die Bücher stehen auch stellvertretend für zwei verschiedene Perspektiven auf den Fall NSU. Während „Heimatschutz“ einen im großen und ganzen aufgeklärten Fall mit zahlreichen Unstimmigkeiten und unbeantworteten Fragen nachzeichnet, präsentiert „Geheimsache NSU“ eine unaufgeklärte, von planvoller Vertuschung gezeichnete Geschichte. Weiterlesen

Heinz Lembke, 1981: „Werwolf” oder „Gladiator”?

Ich beschäftige mich in drei Teilen mit Heinz Lembke, den 1981 bei ihm entdeckten Waffendepots und dem möglichen Zusammenhang mit der geheimen Stay-Behind-Organisation der NATO-Staaten: Wer war Heinz Lembke? Was machte er in den 1970er Jahren in der Lüneburger Heide, wie und warum entstanden seine Depots? Was ist die Geschichte der Stay-Behind-Organisation (SBO) in der Bundesrepublik, und gibt es eine Verbindung zwischen Lembke und der SBO? Weiterlesen

Im Westen nichts Neues: Bommeleeër-Prozess und Herr Kramer in Luxemburg

Im Mai schrieb ich bereits einmal über den Bommeleeër-Prozess, in dem immer wieder die mögliche Verwicklung von Geheimdiensten in die Bombenanschläge der 1980er Jahre in Luxemburg thematisiert wird. Die Aussagen des deutschen Zeugen Kramer führten zu einiger Aufregung hierzulande, da er – nach meiner Ansicht völlig unglaubwürdig – behauptete, sein verstorbener Vater sei als BND- und Stay-Behind-Agent in die Attentate von München und Bologna 1980 verwickelt gewesen. Was hat sich nun seit dem großen Auftritt im April 2013 getan? Weiterlesen

NSU: Die Temme-Verschwörung, gesundgeschrumpft

Meine zumeist recht kritischen Kommentare zur Behandlung des NSU-Falles haben vor allem zwei Gründe. Der eine wird in dem Kommentar „Dunkle Mächte“ dargelegt, der andere ist praktischerer Natur: Indem viel Energie darauf verwendet wird, kalten oder fragwürdigen Spuren nachzugehen, werden andere vernachlässigt, die mir wichtiger erscheinen. Dazu gehört die Frage, wer genau die Personen in der rechten Szene waren, die den NSU konkret unterstützten und wer diejenigen sind, die in seine Fußstapfen treten könnten. Denn so schlimm die Morde des NSU waren, scheint mir doch eine ganz zentrale Frage zu sein, wie sich die im Zuge des Skandals hochquellenden Informationen nutzen lassen, um eine Wiederholung zu verhindern. Dass es naiv wäre, sich dabei auf staatliche Behörden zu verlassen, darüber sind Skeptiker wie ich wohl einig mit denen, die nach Verschwörungen suchen.

Ein „Flagschiff“ in der Diskussion um Unstimmigkeiten und mögliche Verschwörungen rund um den NSU ist der Fall Temme, also die mögliche Verwicklung eines Beamten des hessischen Verfassungsschutzes (HLfV) oder gar des Amtes selbst in den Mord an Halit Yozgat am 6.4.2006 in Kassel. Ich will diesen Fall deshalb hier exemplarisch genauer untersuchen. Weiterlesen

Dunkle Mächte

In Bezug auf den NSU glauben viele an eine staatliche Verschwörung – auch Linke

Seit der Aufdeckung des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) im November 2011 wird die Aufklärung der tatsächlichen Geschehnisse begleitet von vielfältigen Spekulationen und Theorien zu möglichen Hintergründen, die bisher unbekannt oder sogar geheimgehalten sind. Angesichts der bisher bekanntgewordenen nachträglichen Manipulationen durch Sicherheitsbehörden sind solche Spekulationen nicht nur naheliegend, sondern durchaus auch sinnvoll. Sie können den öffentlichen Druck erhöhen und weitere schmutzige Geheimnisse ans Tageslicht bringen.

Es ist aber auch die Frage zu stellen, wo diese Art der Debatte umschlägt in das, was gemeinhin als Verschwörungstheorie bezeichnet wird. Diese abwertende Bezeichnung ist verbreitet, aber nicht wirklich treffend: Ihr haftet der Geruch des Verrückten an, was die Kontroverse emotionalisiert; es geht meist auch gar nicht um Theorien, sondern um Meinungen, die durch selektive Recherche und Versuche der logischen Herleitung mehr oder minder überzeugend bewiesen werden. Weiterlesen

Herr Kramer und das Oktoberfestattentat

Ein Bärendienst für die Aufklärung

Mitte März 2013 präsentierte im Luxemburger „Bommeleeër“-Prozess um die mysteriösen Bombenanschläge der 1980er Jahr der schillernde Rechtsanwalt Gaston Vogel einen noch schillernderen Entlastungszeugen: Herrn Kramer aus Deutschland. Kramer gab eine Eidesstattliche Erklärung ab, wonach sein 2009 verstorbener Vater „Stay-Behind“-Offizier des BND gewesen sei und nicht nur die Luxemburger Anschläge, sondern auch die schrecklichen Attentate von München und Bologna 1980 zu verantworten habe.
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