LCPROWL: Der „Bund Deutscher Jugend” und sein „Apparat” – der Scheinriese unter den Stay-Behind‑ Projekten

Zusammenfassung

a) Der Bund Deutscher Jugend (BDJ)

Der BDJ wurde auf Betreiben der CIA (Office for Policy Coordination, OPC) gegründet und war von seiner Gründung im Juni 1950 bis zu seiner faktischen Auflösung am 31. Dezember 1952 vollkommen abhängig von seiner geheimen Führung durch die CIA. Die CIA finanzierte den BDJ zu 100 Prozent mit insgesamt wohl mindestens 2,5 Mio. DM1. Darüber hinaus war der BDJ inhaltlich weisungsgebunden, die CIA bestimmte seine politischen Äußerungen. Zweck des BDJ war der propagandistische Kampf gegen die DDR und vor allem gegen die Freie Deutsche Jugend (FDJ) in Ost- und Westdeutschland.

Die BDJ-Führungsriege lieferte der CIA allerdings durchweg geschönte und übertriebene Erfolgsberichte, die nach Washington weitergeleitet wurden und eine Fassade der Stärke und Bedeutung des BDJ aufbauten, die dieser real nicht hatte. Ob der verantwortliche CIA-Officer in Frankfurt dafür später zur Rechenschaft gezogen wurde – wie es im Falle der Stay-Behind-Gruppe „Technischer Dienst” geschah – ist nicht bekannt. Weiterlesen

Oktoberfest-Attentat 1980: Bewegung!?

Wer sich mit dem Thema Oktoberfestattentat beschäftigt, wird interessiert die Nachrichten der vergangenen Monate verfolgt haben, insbesondere den zusammenfassenden Bericht über neue Spuren bzw. Zeugen und Zeuginnen des Bayerischen Rundfunks am 4. Februar 2015.
Anhand des Fernsehberichtes lässt sich die Glaubwürdigkeit der Indizien nur schwer beurteilen, zumal sie in der journalistischen Verkürzung vielleicht eindeutiger präsentiert werden als sie wirklich sind. Aus der Distanz des kritischen Amateurdetektivs will ich daher nur ein paar vorsichtige Anmerkungen riskieren.
Weiterlesen

In eigener Sache: Entschwörungstheorie

Dass ich mit meinen Beiträgen zum Thema NSU und Oktoberfestanschlag Aufmerksamkeit und sogar Beifall von unerwünschter – d. h. politisch rechter – Seite bekommen könnte, war mir stets klar. Normalerweise würde ich das nicht weiter beachten, schon gar nicht wenn es aus der verschwörungstheoretischen Ecke kommt.
Da jetzt aber innerhalb kurzer Zeit erst der notorische Karl-Heinz Hoffmann1 und dann recht umfangreich die umtriebigen „NSU-Leaker” um Christian R. alias „fatalist” sich mit meinen Analysen befasst haben, sehe ich mich herausgefordert, deren Desinformation ein kurzes Contra zu geben. Weiterlesen

Karl-Heinz Hoffmann: Artikel im Antifaschistischen Info-Blatt (AIB)

Der folgende Text von mir erschien leicht gekürzt im AIB 105 / Winter 2014

Die Umtriebe des Karl-Heinz Hoffmann

Was, den gibt es immer noch? Die Älteren werden sich erinnern: Karl-Heinz Hoffmann war in den 1970er Jahren „Chef“ der Wehrsportgruppe Hoffmann, der größten rechtsradikalen Wehrsportgruppe in der damaligen Bundesrepublik. Die überwiegend aus jungen Neonazis bestehende Gruppe probte den Ernstfall rund um Nürnberg, bis sie Anfang 1980 vom Bundesinnenministerium verboten wurde. Nebenbei trat die WSG als Saalschutz bei Neonazi-Veranstaltungen auf, und Hoffmann versuchte sich als Führergestalt im rechten Lager, ohne dabei jedoch über seine angestammte Rolle als exzentrischer WSG-Chef hinaus zu kommen. Nach dem Verbot gründete Hoffmann in einem PLO-Lager im Libanon eine neue Kampfgruppe, die aber nach wenigen Monaten im Desaster, interner Folter und Mord endete. Hoffmann wurde 1981 verhaftet und umfangreich angeklagt, wobei ihm der schwerwiegendste Vorwurf nicht nachzuweisen war: Der antisemitische Mord an Shlomo Levin und Frieda Poeschke in Erlangen Ende 1980, begangen höchstwahrscheinlich von Hoffmanns WSG-Offizier Uwe Behrendt, der sich 1981 in Beirut erschoss. Ob Behrendt den Mord auf Hoffmanns Anweisung beging oder Gewaltfantasien seines Chefs selbstständig in die Tat umsetzte, blieb ungeklärt.

Über Hoffmann schwebt bis heute der Verdacht, er bzw. seine WSG sei in das Oktoberfest-Attentat in München am 26. September 1980 verwickelt gewesen1. Weiterlesen

Literarische Verelendungstheorien (zwei Buchbesprechungen)

Im Sommer habe ich zwei Bücher vom Nachttisch geräumt, die eine interessante Ähnlichkeit aufweisen, über die ich ein paar Worte verlieren möchte: Sie thematisieren indirekt die etwas aus der Mode gekommene linke „Verelendungstheorie“, also die Annahme, da es eine Wende zum Besseren erst geben könne, wenn die Lebensbedingungen der Menschen unerträglich geworden sind, müsse diese Unerträglichkeit aktiv herbeigeführt werden.

Die beiden Bücher:
„Blackout“ von Marc Elsberg (2012), ein Bestseller, der in mittlerweile sechsstelliger Auflage die Folgen eines Stromausfalls in den Industrienationen als Thriller beschreibt.
„Rotwild“ von Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson (2013), ein Krimi, der wie mittlerweile gefühlt jeder zweite in Deutschland gelesene Kriminalroman in Schweden spielt. Weiterlesen

Zwei Kurzrezensionen: „Heimatschutz“ und „Geheimsache NSU“

Die Kritik an den populären Verschwörungstheorien rund um den NSU, die ich seit 2012 hier auf meiner (eher wenig gelesenen) Webseite und in analyse&kritik veröffentliche – zum Beispiel hier – hat sich leider als weitgehend wirkungslos erwiesen, wie mir scheint. Das Gefühl von „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass…“ ist mächtiger: Es lässt die Leute nicht etwa an der eigenen Vorstellungskraft zweifeln, sondern an den Informationen, die nicht zu ihrer Vorstellung passen.
Deshalb habe ich in letzter Zeit nicht mehr so viel meiner Freizeit für Recherchen geopfert.

Zwei Bücher zum Thema, die kürzlich erschienen sind, sind aber eine kurze Erwähnung wert: Zum einen „Heimatschutz“ von Stefan Aust und Dirk Laabs, zum anderen „Geheimsache NSU“, herausgegeben von Andreas Förster.
Die Bücher stehen auch stellvertretend für zwei verschiedene Perspektiven auf den Fall NSU. Während „Heimatschutz“ einen im großen und ganzen aufgeklärten Fall mit zahlreichen Unstimmigkeiten und unbeantworteten Fragen nachzeichnet, präsentiert „Geheimsache NSU“ eine unaufgeklärte, von planvoller Vertuschung gezeichnete Geschichte. Weiterlesen